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Warum die richtige Körperhaltung beim Meditieren so wichtig ist

Meditation ist nicht nur eine mentale Übung, ein Gedankenspiel oder eine Aufmerksamkeitsaufgabe; Meditation ist eine ganzheitliche Praxis die alle Aspekte unseres Wesens mit einschließt. Um tief und wirklich umfassend meditieren zu können, ist es daher wichtig, nicht nur mit unserem Geist zu arbeiten, sondern auch unseren Körper entsprechend auszurichten.

Das Zusammenwirken oder gar die Einheit von Körper und Geist wird im Zen, im Yoga und anderen Traditionen seit Jahrtausenden gelehrt und ist auch für die moderne Wissenschaft kein Geheimnis mehr. Erkenntnisse aus der Psychosomatik zeigen, dass die Psyche einen direkten Einfluss auf die biochemischen Prozesse in unserem Körper hat. Und umgekehrt genauso: die Funktionen unseres Körpers können einen enormen Einfluss auf unsere mentale und emotionale Verfassung haben.

Beim Meditieren ist der erste Schritt daher in der Regel, eine geeignete Sitzposition zu finden. Wenn wir richtig sitzen, kommt die Aufmerksamkeit und Konzentration von allein, mühelos. Wenn wir richtig sitzen, ist Meditation da.

Träger Körper heißt träger Geist

So wie unser Körper ausgerichtet ist, richtet sich auch unser Geist aus. Liegen wir auf dem Sofa herum tun wir das nicht nur mit unserem Körper: unser Geist tut es auch und nimmt die selbe Verfassung an, die dieser Umstand des „Herumliegens“ hergibt. Das heißt in diesem Fall in den meisten Fällen, dass er schlapp und träge ist und keine besonderen Ideen oder Einsichten zustande bringt.

In Wahrheit lassen sich Körper und Geist nicht voneinander trennen. Tun wir etwas, dann tun wir es immer als Person, die sowohl einen Körper als auch einen Geist umfasst. Eine klare Trennung oder komplett einseitige Aktivitäten gibt es nicht.

Missverständnis: „Meditation ist Entspannung“

Es besteht ein weit verbreitetes Missverständnis das Meditation Entspannung sei – eine Möglichkeit um inaktiv zu sein oder einzuschlafen. Obwohl Entspannung und geistiges Loslassen eine Wirkung von regelmäßiger Meditation ist, ist es nicht ihr Ziel. Wir wollen während der Meditation nicht inaktiv sein und alles unbemerkt an uns vorbeiziehen lassen; wir wollen aktiver sein denn je!

Wenn wir in der Meditation sitzen dann tun wir das aus einem bestimmten Grund, nämlich um in den sonst unbemerkten Bereichen bewusst zu bleiben; um die Passivität aktiv zu erleben. Würden wir im Liegen und fläzend meditieren, würden wir einschlafen und hätten von der Meditation nicht mehr als von einem guten Mittagsschlaf.

Aus dem Bedürfnis heraus entspannen zu wollen und deswegen eine gemütliche Meditationsposition zu wählen ist der falsche Ansatz, da sich unser Geist dieser Gemütlichkeit anpassen und nicht konzentriert und wachsam bleiben wird. Auch wenn Meditation Entspannung sein kann, entspricht das nicht dem eigentlichen Sinn und Zweck vom Meditieren.

Sitzposition

Atmung und Körperhaltung

Um vollständig ein- und auszuatmen ist eine aufrechte Körperhaltung nötig. Sitzen wir zusammengesackt da und haben Kürze in unserem Oberkörper, können wir unser Lungenvolumen nicht komplett ausnutzen. Die natürliche Atmung ist tief, langsam und füllt den Körper bis in die kleinsten Ecken mit Luft.

Wenn wir die richtige Körperhaltung in der Meditation gefunden haben, können wir feststellen, dass wir automatisch diese tiefe und langsame Atmung annehmen, die unseren Körper umfassend mit Luft versorgt. Da der Atem in der normalen Sitzmeditation meistens das Objekt der Aufmerksamkeit ist, ist es nicht nur ein gesundheitsfördernder Effekt, sondern erleichtert auch die Meditation enorm.

Wenn die Atmung wie von selbst passiert und wir uns nicht anstrengen müssen, tief oder langsam zu atmen, können wir viel besser loslassen und die Beobachterperspektive einnehmen. So schlagen wir zwei fliegen mit einer Klappe wenn wir die richtige Körperhaltung beim Meditieren beachten: Zum einen atmen wir schlicht besser und fördern unsere körperliche und geistige Gesundheit, und zum anderen wird die Meditation an sich viel müheloser.

Was ist nun die richtige Körperhaltung?

Die Anatomie unserer Körper ist verschieden. Nicht jeder hat die selben Voraussetzungen, weshalb es nicht »die eine« Sitzposition gibt. Für den einen ist das Meditieren auf dem Kissen, für den anderen eher auf der Bank oder auf dem Hocker geeignet. Bei diesen verschiedenen Arten zu sitzen unterscheidet sich jedoch hauptsächlich nur der Unterkörper voneinander; die Haltung des Oberkörpers ist grundsätzlich gleich.

Unsere Körperhaltung beim Meditieren sollte die Attribute verkörpern, die wir uns auch geistig in unserer Meditation wünschen; Klarheit, Zentriertheit, Flexibilität mit gleichzeitiger Standhaftigkeit.

Für die geistige Wachsamkeit ist es wichtig, aufrecht zu sitzen – das heißt mit gerader Wirbelsäule. Wir wollen keine Anspannung in Schulter, Nacken oder Rücken; nur eine aufrechte Wirbelsäule. Um in diese Aufrichtung angenehm hereinzukommen, arbeiten wir mit dem Fundament der Wirbelsäule: dem Becken. Ist das Becken richtig positioniert, steht die Wirbelsäule wie von selbst fest verankert in ihm und gewährleistet einen festen und gleichzeitig flexibel angenehmen Sitz.

Wie die Äste, Zweige und Blätter eines Baumes vom seinem Stamm getragen werden, so wird unser Körper von unserer Wirbelsäule getragen.

Wie erreiche ich diese Körperhaltung?

Um diese stabile Aufrichtung der Wirbelsäule zu erreichen kippst du dein Becken leicht nach vorne, sodass der untere Rücken fest verankert ist. Wenn du auf einem Kissen meditierst erreichst du das, indem du die Knie fest auf dem Boden erdest und dich auf das leicht nach vorne gekippte Kissenende setzt.

Sitzt du auf einem Stuhl oder Hocker kannst du die richtige Beckenposition erreichen, indem du die Oberschenkel V-förmig öffnest und deine Füße neben dem Stuhl oder Hocker aufstellst (nicht davor). So erreicht dein Becken eine höhere Position als deine Knie und das nach vorne Kippen fällt leichter.

Wenn du auf einer Meditationsbank meditierst, kommt dein Becken durch die Neigung der Bank automatisch in die richtige Position.